Kongress „Wir machen Schule schlau“

(4.–6. September 2009)

Veranstalter: Netzwerk Begabtenförderung Hamburg e.V. mit finanzieller Unterstützung durch die Karg-Stiftung, die Helmut-Schmidt-Universität Hamburg, die Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind, die Beratungsstelle besondere Begabung der Behörde für Schule und Berufsbildung Hamburg, die Dürr-Stiftung und weitere Förderer.

Der Kongress war darauf ausgerichtet, Bedingungen zu erarbeiten die beachtet werden sollen, um in der allgemein bildenden Schule besondere Begabungen zu erkennen und zu fördern.

Webseite: www.netzwerkbegabung.de
Webseite: www.karg-stiftung.de
Webseite: www.fachportal-hochbegabung.de

 

Als Kongressteilnehmer wurden „überdurchschnittlich begabte und interessierte Schülerinnen und Schüler, Studentinnen und Studenten (9. Klasse – 2. Semester)“ angesprochen.

Ausgangspunkt für den Kongress war eine Veranstaltung „Zukunftswerksatt“ für Hamburger Schülerinnen und Schüler unter Leitung von Prof. Dr. Olaf-Axel Burow, Universität Kassel, mit dem Diskussionsthema „Bedingungen für eine begabungsfördernde Schule“.

Aus den Teilnehmern bildete sich eine Projektgruppe von zehn jungen Leuten – Schülerinnen, Schülern, Studentinnen und Studenten- die den Kongress im Netzwerk Begabtenförderung vorbereiteten.

Zusammenfassung der Ergebnisse:

Die meisten besonders und hochbegabten Kinder und Jugendlichen kommen in der Schule gut zurecht, glücklich sind sie mit ihrer schulischen Situation nicht; die Gruppe derer, die Schaden nehmen (Resignation, Aussteigen) ist zwar klein, aber trotzdem zu groß; die Dunkelziffer ist wahrscheinlich groß.

Kritikpunkte: es gebe zu wenig Wertschätzung und zu wenig Interesse von Seiten der Lehrer und Schulleitungen; die Betroffenen wollen in ihren Stärken/Begabungen erkannt werden und wünschen sich Förderung in den Bereichen, in denen sie gut sind und keine flächendeckende Bewertung an Durchschnittsnormen; sie wünschen sich in jeder Schule eine/n ausgebildeten Ansprechpartner zu diesem Thema und ein erkennbares Angebot.

Die Forderungen beziehen sich auf Rahmenbedingungen, z.B. ein verändertes Bewusstsein zum Elite-Verständnis (Abbau von Vorurteilen, Wertschätzung für überdurchschnittliche Begabung); es gehe um die Nutzung gesellschaftlicher Ressourcen (Begabung = Verantwortung); kognitive. soziale, sprachliche, künstlerische Begabungen müssen genauso selbstverständlich sein wie z.B. sportliche und musische Begabungen. (Ca. 15 % der Bevölkerung gehören zur Gruppe der überdurchschnittlich Begabten).

Besonders und hoch begabte Kinder und Jugendliche müssten in ihrer Einzigartigkeit erkannt/ gefördert werden und sich mit ihrer Einzigartigkeit als Teil der Gemeinschaft verstehen und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, d.h. als Vorbilder für alle Kinder und Jugendlichen handeln.

Weitere Forderungen beziehen sich auf ein bundeseinheitliches Schulgesetz mit einheitlichem Qualifizierungsmodell: keine Spezialschulen, sondern „Inklusive Schule“, d.h. Zugehörigkeit zu einer „Klasse“ mit individualisierter Spezialisierung in Kursen, Projekten und Wettbewerben, außerschulischen Lernorten und Kooperation mit Universitäten. Dazu Unterstützung von außen durch Beratungsstellen und Fachexperten, sowie die Implementierung der Begabtenförderung bereits im Kindergarten.

Bei der Lehrerausbildung sollen Sozialkompetenz und Pädagogik Vorrang haben vor Fachkompetenz; gefordert wird eine verbindliche Prüfung der Eignung für den Beruf; Erkennen und Fördern von besonderen Begabungen; das Thema muss in die Lehrerfortbildung und die Schulentwicklung Eingang finden.

Als konkrete Fördermaßnahmen in der Begabtenförderung wurden herausgearbeitet:

  • verpflichtende Praxis für LEBL (einmal jährlich – Lernentwicklungsblätter in Hamburg)
  • Mentorenprogramm (Lehrkräfte und ältere Schüler stehen beratend/begleitend zur Verfügung
  • Leistungsnachweise individuell, nicht an der „Norm“ orientiert
  • Peer-Coaching, Lerncoaches, Mentoren
  • evt. ein Landesgymnasium für Hochbegabte als zusätzliches Förderangebot
  • individualisierter Unterricht: jahrgangsübergreifend, (eigenverantwortliche) Projekte, außerschulische Lernorte, Orientierung an den Stärken
  • Stipendien

Die Ergebnisse und Forderungen des Kongresses wurden dem Präsidenten der Hamburgischen Bürgerschaft übergeben.

Aktualisierung:

Am 5. Februar 2014 teilt das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung in Hamburg in einer Pressemitteilung mit, dass der Schulsenator Herr Ties Rabe im Schulausschuss ein Aktionsprogramm vorgestellt hat, um die Förderung von Begabten in den Hamburger Schulen zu verbessern.

Begabtenförderung soll in allen weiterführenden Schulen sowie in vielen Grundschulen fest verankert werden. Das Ziel ist, an jeder weiterführenden Schule eine Lehrkraft zum Experten für Begabtenförderung zu entwickeln.