Forschungsförderung für das Modellprojekt „Pro Kind – wir begleiten junge Familien“

Modellprojekt zur frühen Förderung von Kindern aus sozial belasteten Familien. Zielsetzung ist die Prävention von Krankheit, Armut und Kriminalität. Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Christian Pfeiffer, Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. (KFN), Leitung der Begleitforschung: Prof. Dr. Tanja Jungmann (Institut für Sonderpädagogische Entwicklungsförderung und Rehabilitation, Universität Rostock). Leitung des Praxisprojektes: Dr. Anna Maier-Pfeiffer. Als Träger für das Modellprojekt wurde die Stiftung „Pro Kind“ gegründet.

Die Dürr-Stiftung förderte in Kooperation mit der Günter-Reimann-Dubbers-Stiftung die Implementationsforschung als Teil der wissenschaftlichen Begleitforschung. Pilotphase: ab März 2006, Hauptphase ab Okt. 2006, Laufzeit bis 2009.

Webseite: www.stiftung-pro-kind.de
Webseite: www.Kfn.de (Forschungsbereiche und Projekte-Kriminalprävention)

 

Die Begleitforschung klärt, was zum Erfolg der frühen Förderung beiträgt und was nicht zu empfehlen ist. Die Implementationsforschung als Teil der Begleitforschung klärt: lässt sich das Programm wie geplant umsetzen; wird die angestrebte Zielgruppe erreicht; welche Veränderungen des ursprünglichen Konzepts sind erforderlich, damit die Projektziele verwirklicht werden können.

Darüber hinaus ist auch die Integrierbarkeit des Programms und dessen Vernetzung mit bereits bestehenden sozialen Dienstleistungsangeboten Gegenstand der Implementationsforschung.

Forschungen belegen, dass schwere Erkrankungen, Lern- und Bildungsdefizite, soziale Benachteiligung, Probleme des Sozialverhaltens und kriminelle Karrieren häufig bereits in den ersten Jahren der Kindheit angelegt sind: als Risikofaktoren i.S. belastender Kindheitserfahrungen (Adverse Childhood Experiences ACH) gelten: Missbrauch, Elterngewalt, psychische Erkrankungen, Alkohol- und Drogenerkrankungen der Eltern, Verlust eines Elternteils in der Kindheit.

Evaluationen von Behandlungs- und Fördermaßnahmen haben klar gezeigt, dass sehr früh einsetzende Interventionen besonders wirksam und kostengünstig sind. Trotzdem gibt es in unserem Sozialsystem für Kleinkinder in schwierigen sozialen Situationen nicht die erforderlichen präventiven Angebote. Das Modellprojekt ist angetreten, ein Angebot zu entwickeln, um diese Lücke zu schließen.

Junge Familien, die in mehrfacher Hinsicht sozial benachteiligt sind, sollen ab dem 4. Monat der Schwangerschaft mit ihrem ersten Kind bis zum Ende des 2. Lebensjahres kontinuierlich im Rahmen von Hausbesuchen durch Familienbegleitung (Familienhebammen oder Teams der Familienbegleitung) betreut werden.

Das Hausbesuchsprogramm hat eine ganzheitliche Förderung zum Ziel – mit Schwerpunkten in den Bereichen Gesundheit, Bindungsverhalten, Erziehung, Lebensplanung, soziale Integration – und damit einhergehend die Verhinderung von Kindesvernachlässigung.

Die Stiftung Pro Kind verfolgt mit ihrem Modellversuch des Hausbesuchprogramms fünf Ziele:

  1. Gesundes Leben während der Schwangerschaft
  2. Frühe Förderung des Kindes
  3. Förderung der elterlichen Erziehungskompetenz und Alltagsbewältigung
  4. Einsparungen für Kommunen, Staat und Krankenkassen
  5. Übertragbarkeit und bundesweite Implementation des Projekts

Der Abschlussbericht Implementationsforschung zum Modellprojekt Pro Kind (Brand, T & Jungmann, T. (2010)) setzt sich kritisch mit dem Verlauf der Implementationsforschung im Rahmen des Modellprojektes “Pro Kind“ auseinander. Siehe hierzu die Seiten 4-6 „Übersicht und Kurzzusammenfassung“ und die Seiten 66-68 „Fazit und Ausblick“.

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Im Jahr 2013 ist im Verlag Beltz Juventa das Buch zur Implementationsforschung erschienen: „Kinder schützen, Familien stärken“ von Tanja Jungmann und Tilman Brand.