„Institut für Peripartale Intervention“

Unter dem Arbeitstitel „Interaktionale Interventionen“ wurde ab 2011 eine Fortbildungsakademie für Aus- und Fortbildung in Beratung und Therapie von Familien in besonderen Lebenslagen während der Peripartalzeit aufgebaut. Die Arbeit an diesem Institut stützt sich auf Erfahrungen aus den Projekten „Mutter-Kind-Behandlung“ und „Hand in Hand Präventionsnetz“, die unter Leitung von Frau Dr. Christiane Hornstein am Psychiatrischen Zentrum Nordbaden (PZN) etabliert wurden. Die Realisierung dieser beiden Projekte erfolgte mithilfe der Unterstützung der Dürr- und der Günter-Reimann-Dubbers-Stiftung. Die beiden Stiftungen unterstützten auch den Aufbau der Fortbildungsakademie im Jahr 2011 und 2012.

 

Interaktionale Interventionen mittels Videographien haben sich zur Beratung und Therapie im Bereich der frühen Hilfen bewährt. Sie betonen die Ressourcen der Interaktionspartner und stärken dadurch die Motivation und fördern Respekt und Partnerschaftlichkeit, um individuell angemessene Lösungen zu entwickeln. Sie sind besonders geeignet zur Unterstützung von Familien mit postpartalen psychischen Erkrankungen und psychosozialen Belastungen.

Das Institut will Hebammen, Sozialpädagogen, Ärzte und Psychologen, sowie Erzieherinnen, Familienhelferinnen und Pflegekräfte für die Arbeit mit diesen Familien qualifizieren.

In Workshops, die an die vorhandenen Qualifikationen angepasst sind, werden den Zielgruppen spezielle Kenntnisse und Techniken vermittelt, um interaktionale Interventionen in Beratung und Therapie von belasteten Familien rund um die Geburt anwenden zu können.

Die Weiterbildung über psychische Erkrankungen in Schwangerschaft und nach der Geburt will anhand von Kasuistiken und krankheitsspezifischen Videos zur Mutter-Kind-Interaktion vor allem auch deutlich machen, wie diese Erkrankungen sich speziell auf die kindliche Entwicklung auswirken.

Weitere Workshops vermitteln Gesprächsführungstechniken, Kenntnisse zu Bindung und bindungsförderndem Verhalten in der Mutter-Kind-/Eltern-Kind-Beziehung bei psychisch belasteten Familien, Kenntnisse zur Beurteilung des elterlichen Erziehungsverhaltens sowie zur Beurteilung der Erziehungsfähigkeit im gutachterlichen Kontext. Die Bedeutung der Arbeit mit Vätern und Angehörigen in der Postpartalzeit in Einzel- und Gruppenarbeit ist ein weiterer Baustein der Fortbildung.

Speziell für Ärzte und Psychologen gibt es die Einführung in die Arbeit mit der interaktionalen Mutter-Kind-Therapie, der Videoanalyse und daraus folgende therapeutische Techniken.

Das therapeutische Spektrum, das an der Fortbildungsakademie vermittelt wird, umfasst neben postpartalen Depressionen, Psychosen und Angststörungen auch jugendliche Mutterschaft und Borderline-Störungen, sowie Suchterkrankungen.

In zahlreichen Veranstaltungen, Arbeitsgruppen und Workshops wurde seither die Thematik behandelt, z.B.

  • bei der Jahrestagung 2011 der Interdisziplinären Gesellschaft für die psychische Gesundheit von Frauen und Genderfragen, Frankfurt (Ch. Hornstein)
  • bei der Jahrestagung 2011 des Berufsverbandes für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland e. V. (BKJPP), Friedrichshafen (P. Trautmann-Villalba)
  • bei den Kongressen 2011 und 2012 der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN), Berlin (Ch. Hornstein, P. Trautmann-Villalba)
  • bei der Jahrestagung 2012 der Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinderschutz-Zentren e.V. (Die Kinderschutz-Zentren) „Psychisch belastete Familien – Kooperation, Kontakt und Hilfeplanung“, Dortmund (P. Trautmann-Villalba)
  • bei der 4-Länder-Fachtagung zu interdisziplinären Fragen der Frauenheilkunde, Bregenz (7.-8.9.2012): Vortrag „Prävention der postpartalen Depression durch Früherkennung und Vernetzung“ (Ch. Hornstein), Forum „Die postpartale Depression als Schnittstellenproblem – Wie gelingt die Früherkennung in der Praxis? (Ch. Hornstein), „Was brauchen Väter deren Frauen an postpartalen psychischen Erkrankungen leiden? Ein therapiebegleitendes Angebot“ (P. Trautmann-Villalba)
  • Klaus-Grawe-Institut für Psychologische Therapie, Zürich, September 2012 Workshop „Qualität der frühen Eltern-Kind-Interaktion und deren langfristige Auswirkungen auf die psychische Gesundheit“ (P. Trautmann-Villalba)
  • beim Nationalen Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) im Deutschen Jugendinstitut (DJI) fanden ab Februar 2012 mehrere Treffen des Beirates zur Entwicklung eines Kompetenzprofils „Familienhebamme“ statt (Ch. Hornstein)

Des Weiteren gab und gibt es Fortbildungen für Familienhebammen und bei Jugendämtern, z.B. eine Netzwerkkonferenz der Stadt Speyer, Fachbereich Jugend, Familien, Senioren und Soziales, Speyer.

Eine Zusammenfassung der Projekte am PZN 2002-2011 finden Sie hier: