- Ein interdisziplinäres Helfersystem wurde in ca. 90 Fortbildungs- und Informationsveranstaltungen qualifiziert. Über 900 Personen aus dem Rhein-Neckar-Kreis, die Mütter und Kinder in Schwangerschaft und nach der Geburt betreuen, haben wir erreicht. 30 Hebammen haben die psychosoziale Qualifikation (anerkannt vom Hebammenverband Baden-Württemberg) erhalten.
- Die Öffentlichkeit ist durch unsere Auftritte in Fernsehen, Hörfunk und Zeitungen für postpartale psychische Erkrankungen und deren Auswirkung auf die Kinder sensibilisiert.
- Ein Handlungsablauf wurde entwickelt, damit Hebammen und Ärzte mögliche psychosoziale Belastungen einer Mutter durch Beobachtung und in einem Gespräch erfassen und Hilfen einleiten können. Dieser Handlungsablauf fand eine hohe Zustimmung bei den Müttern.
- An den geburtshilflichen Kliniken Schwetzingen, Sinsheim und Weinheim werden entsprechend dem Handlungsablauf Mütter mit psychosozialen Belastungen an das Präventionsnetz verwiesen.
- Die Website www.hand-in-hand-rheinneckar.de steht mit Informationsmaterialien und als Wegweiser zu Hilfen im Rhein-Neckar-Kreis zur Verfügung. Rund 350 Professionelle sind derzeit als Netzwerkakteure registriert und arbeiten tatkräftig mit.
- Folgende Unterstützungsangebote
stehen im Rhein-Neckar-Kreis zur Verfügung und haben sich bewährt:
– Therapeutische Müttergruppe am Krankenhaus Schwetzingen, Leitung Frau Dr. Wild
– Selbsthilfegruppe „Wiegeschritt” am PZN, Leitung Frau Bopp
– Clearingstelle beim Jugendamt Rhein-Neckar, Frau Soz.Päd. Keppler
– Peripartalsprechstunde für Betroffene und Beratung am PZN, Leitung Frau Dr. Hornstein
– Einsatz von psychosozial qualifizierten Hebammen und Familienhebammen in belasteten Familien über das Jugendamt Rhein-Neckar
Auch in Zukunft wird Fortbildung und Supervision angeboten:
– Fortbildungscurriculum für Hebammen und weitere Interessierte
– Workshop zur Gesprächsführung und Umgang bei schwierigen Situationen für Netzwerkakteure
– „Runde Tische“ und Fallsupervision an den Krankenhäusern Schwetzingen, Sinsheim und Weinheim
Auf Kurs gebracht:
Abgeschlossene Projekte im Bereich Gesundheit.
„Hand in Hand“ – Wir stärken junge Familien, Perinatales Präventionsnetz im Rhein-Neckar-Kreis
Im Zeitraum 2007-2009 wurde ein multiprofessionelles Kompetenznetz zur Unterstützung psychisch belasteter und jugendlicher Mütter und deren Kinder nach der Geburt aufgebaut. Das Kompetenznetz trägt die Ergebnisse aus dem Projekt „Mutter-Kind-Behandlung bei postpartalen psychischen Erkrankungen“ in die Breite. Siehe www.mutter-kind-behandlung.de
Initiator war die Verantwortungsgemeinschaft Jugendhilfe und Psychiatrie, in der Kooperation des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden (PZN) mit dem Jugendamt des Rhein-Neckar-Kreises (Projektleitung: Dr. Ch. Hornstein)
Projektförderung: Dürr-Stiftung, Günter-Reimann-Dubbers-Stiftung, Illenauer Stiftungen mit dem Christian-Roller-Preis, Rhein-Neckar-Kreis.
Webseite: www.hand-in-hand-rheinneckar.de
Psychische Erkrankungen in Schwangerschaft und nach der Geburt wie auch psychische Belastungen von jungen Müttern werden in ihrer Häufigkeit und Tragweite oft unterschätzt. Sie sind jedoch bekannt als Risikofaktoren für das Kindeswohl. Postpartale psychische Erkrankungen treffen Mütter in allen Bevölkerungsschichten, sie sind in hohem Maße stigmatisierend und bleiben daher oft unerkannt und unbehandelt. Die betroffenen Frauen ziehen sich aus Scham, Angst und Schuldgefühlen heraus zurück, sind mit Therapiemaßnahmen schwer zu erreichen und verschließen sich Unterstützungsangeboten zum Kindeswohl.
Durch die systematische Koordinierung von Versorgungsstrukturen der Gesundheits- und Jugendhilfe wurde ein überdauerndes Netzwerk von Unterstützungsangeboten für psychisch kranke und jugendliche Mütter von Säuglingen und Kleinkindern (0-2 Jahre) etabliert, als Prävention gegen kindliche Entwicklungsrisiken und Kindeswohlgefährdung während der Schwangerschaft oder nach der Geburt.
Für das Ziel des Netzwerkes, eine Risikokonstellation für psychische Erkrankungen und eine Kindeswohlgefährdung zu erkennen und vorbeugend tätig zu sein, sind sieben Schritte definiert worden:
- Identifikation einer Risikokonstellation
- Aufbau einer Beziehung zur Risikofamilie und Früherkennung von Krankheitssymptomen
- Verbesserung der Erreichbarkeit und Inanspruchnahme von Unterstützungs- und Therapieangeboten
- Qualifikation eines interdisziplinären Helfersystems in spezifischen Kompetenzen
- Niederschwelliges gruppentherapeutisches Angebot an den geburtshilflichen Kliniken
- Direkter Zugang zur Behandlung und Unterstützung durch Peripartalpsychiater und Kinder- und Jugendhilfe
- Krisenintervention: direkte Zugangswege schaffen
Das Präventionsnetz stützt sich auf drei Säulen: Instruktion, Information und Intervention.
Es ist verortet in drei Städten im Landkreis Rhein-Neckar: Schwetzingen, Sinsheim, Weinheim.
Um das interdisziplinäre Helfersystem zu etablieren, wurde ein Fortbildungscurriculum „Früherkennung von psychosozialen Risiken und postpartalen psychischen Erkrankungen“ entwickelt. Hebammen und Mitarbeiter in der Jugendhilfe können auf diese Weise ein Zertifikat „anerkannte psychosoziale Qualifikation“ erwerben. Das Zertifikat ist im Rhein-Neckar-Kreis Pflicht für die Mitarbeiter der öffentlichen Träger der Jugendhilfe. Diese Zusatzqualifikation ist vom Baden–Württembergischen Hebammenverband anerkannt. Für Hebammen war der Erwerb während der Projektlaufzeit kostenlos, da die Stiftungen dafür aufkamen.
Die Vernetzung mit den Hebammen ist das erfolgreiche, überdauernde Ergebnis der Implementationsphase: nach drei Fortbildungscurricula haben über ein Fünftel der im Rhein-Neckar-Kreis niedergelassenen Hebammen diese psychosoziale Qualifikation erhalten.
Drei Themen aus dem Fortbildungscurriculum: „Postpartale Depression“, „postpartale Psychose und Jugendliche Mütter“, „Borderline- und Essstörungen“ sind inzwischen Bestandteil der Ausbildung der Baden-Württembergischen Familienhebammen; unterrichtet werden diese Themen vom Projektteam des PZN.
Das Jugendamt des Rhein-Neckar-Kreises hat das Hand in Hand-Projekt als Präventionsnetz nach Beendigung der Finanzierung durch die Stiftungen übernommen und dauerhaft unter anderem eine Clearingstelle am Jugendamt dafür eingerichtet.
Die Besonderheit des „Hand-in-Hand-Projektes“ liegt in der gleichberechtigten Kooperation des Gesundheitssystems und des Jugendhilfesystems (Aussage Prof. Dr. phil. Fritz Mattejat, Dipl.-Psych., Universität Marburg, der wissenschaftlich beratend für das Mutter-Kind-Projekt tätig war).
Der Abschlussbericht 2007-2009 (Dr. Christiane Hornstein)
fasst folgende Ergebnisse des Hand-in-Hand-Projektes zusammen: