[’You:sful] – Lernen durch Engagement

Das Projekt [’You:sful] – Lernen-durch-Engagement dient der Engagement- und Demokratieförderung und darüber hinaus unterstützt es Partizipation, Handlungsorientierung und ganzheitliches Lernen in Hamburger Schulen.

Webseite: www.buergerstiftung-hamburg.de

 

Die Kooperation der Dürr-Stiftung und der BürgerStiftung Hamburg im Rahmen des Projektes [’You:sful] soll das Lernen-durch-Engagement in Hamburg verbreiten und verankern. Weitere Kooperationspartner sind die Stiftung Rapsblüte und die Alexander Gruner Stiftung, sowie seit 2024 die Appel-Stiftung.

Mit dem Ziel „Junges Engagement stärken – Demokratie fördern“ setzt sich die Bürger-Stiftung Hamburg dafür ein, die Demokratie über die Förderung einer starken Zivilgesellschaft zu stärken.

Hintergrund zum Projekt [´You:sful]

Historie  zum Projekt [´You:sful]

Im Jahr 2008 rief die BürgerStiftung Hamburg gemeinsam mit der Stiftung Rapsblüte das Projekt [’You:sful] Lernen- durch-Engagement ins Leben, mit dem vor allem Engagement und Teilhabe gefördert werden sollten.

Die Verbindung von Unterricht und Engagement erschien ideal, um gerade auch diejenigen Kinder und Jugendlichen zu erreichen, die wenig Übung und Gelegenheit haben, sich einzumischen. Seither erleben die Projektverantwortlichen, wie sich Schülerinnen und Schüler aller Schulformen ein immer weiteres Engagementfeld erobern: Sie lesen in Kitas vor, helfen Menschen in Pflegeheimen, pflanzen Bäume, organisieren Flashmobs und Petitionen, sie unterstützen die Jugendbeteiligung in der Stadtplanung und vieles mehr. Ernstgenommen zu werden, lässt Kinder und Jugendliche wachsen. Das entsprach der Erwartung an Lernen-durch-Engagement.

Lernen-durch-Engagement verändert auch das Lernen selbst. Es stiftet unmittelbaren Sinn und hat das Potenzial, Schule zu einem lebendigeren Ort zu machen, mit dem sich Schülerinnen und Schüler stärker identifizieren können.

Die Grundidee von [’You:sful] Lernen-durch-Engagement ist, mitten im Unterricht die Welt besser zu machen.

Beispielsweise lernen Schülerinnen und Schüler im Biounterricht über Biodiversität und schützen Lebensräume mit Nistkästen und Bienenwiesen.
Im Gesellschaftsprofil beschäftigen sie sich mit dem Thema Migration und organisieren eine Veranstaltung mit jungen Autoren zum Thema „Was heißt hier Integration?“
Grundschulkinder festigen ihre Lesekünste, indem sie eine Lesepatenschaft mit der benachbarten Kita eingehen.

Lernen-durch-Engagement (LdE) ist eine Lehr- und Lernform, die den Unterricht mit Engagement-Projekten der Schülerinnen und Schüler verbindet. Kinder und Jugendliche erleben auf diese Weise, dass sie etwas in unserer Gesellschaft bewegen können – mit Hilfe von Wissen und Kompetenzen, die sie im Unterricht erworben haben.

Engagement und Demokratie stärken

LdE fordert Schülerinnen und Schüler auf, sich einzumischen in ihren Stadtteil, in Umweltthemen, in die grundlegende Frage, wie wir miteinander leben wollen. Das fördert demokratisches Selbstbewusstsein und  Sachkenntnisse, und es schafft ein tieferes Verständnis für Aushandlungsprozesse und Meinungsvielfalt.
Mitbestimmung in Schule und öffentlichem Leben ist zudem das gute Recht von Kindern und Jugendlichen: festgeschrieben in den Kinderrechten, im Hamburger Schulgesetz und in den Bildungsplänen. [’You:sful] hilft, diesen hohen Anspruch mit Leben zu füllen.

Lernen mit Verantwortung

LdE sorgt dafür, dass Schülerinnen und Schüler umfassender und motivierter lernen. Es ermöglicht, dass in der Schule Fähigkeiten entdeckt werden, die im klassischen Unterricht weniger zum Tragen kommen: Empathie, Tatkraft oder auch der Mut, auf andere Menschen zuzugehen und sich auf andere Milieus und Denkweisen einzulassen.

Das hohe Maß an Mitbestimmung und die Hinführung zu mehr Eigensteuerung …

  • fördert das kritische Denken, durch die Recherche nach lohnenden Engagement-Aufgaben und durch den reflektierten Umgang mit unterschiedlichsten Quellen und Informationen,
  • stärkt das kreative und lösungsorientierte Planen in der Projektentwicklung und -durchführung,
  • übt in Kooperation durch die Arbeit in Schülerinnenteams und mit außerschulischen Kooperationspartnern,
  • schult die Kommunikation, weil Zuhören, Diskutieren, Überzeugen (und sich überzeugen lassen) unbedingt dazu gehört, wenn Engagement wirklich helfen soll.

Mit diesen 21st century skills, die die OECD-Bildungsforschung für dieses Jahrhundert ausgelobt hat – kritisches und kreatives Denken, Fähigkeit zu Kooperation und Kommunikation – finden sich Schülerinnen und Schüler gut vorbereitet auf künftige Herausforderungen.

Gemeinsam Probleme zu identifizieren, Lösungen zu finden und schließlich loszulegen, bringt Schülerinnen und Schüler in eine aktive Rolle.

LdE (oder auch Service-Learning) ist eine aus den USA stammende Lehr- und Lernform, die den fachlichen Unterricht mit Engagement-Projekten der Schülerinnen und Schüler verbindet. Kinder und Jugendliche erleben unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund, dass sie etwas in der Gesellschaft anstoßen und bewegen können.

Im Lernen-durch-Engagement verbindet sich der Unterricht mit einem dazu passenden zivilgesellschaftlichen Engagement.

Damit LdE in hoher Qualität angeboten werden kann, müssen die folgenden Qualitätsstandards eingehalten werden:

  • Partizipation,
  • Unterrichtsanbindung,
  • realer Bedarf und
  • regelmäßige Reflexion

You:sful] ist derzeit an 31 Hamburger Schulen aktiv. Mit Lehrerfortbildungen und Schulberatungen, Entwicklung von Unterrichtsmaterialien, Ideenworkshops und Jahrestagungen, bei denen die Schülerinnen ihre Projekte präsentieren, werden die Schulen begleitet. Lehrkräfte werden in der Anwendung von [´You:sful] qualifiziert, damit sie die Methode in ihrer Schulstruktur verankern können. LdE soll zu einer guten Erfahrung für Kinder und Jugendliche werden.

Schülerfeedback

Schülerfeedback zum Lernen durch Engagement

Ergebnisse zitiert aus der „Auswertung Schülerinnen-feedback 2023 – Gesamtfeedback – final.pdf“.

An dem Feedback haben sechs Klassen aus Stufe 7 und 9 teilgenommen.

„Vor allem habe ich gelernt, … „Besonders gut hat mir gefallen, dass …
– neue Sichtweisen zu finden – es eine andere Art von Unterricht ist […] und man jetzt mehr Mut hat nachzufragen.
– jede Kleinigkeit kann Großes bewirken – es so abwechslungsreich war […]
– ein eigenes Projekt zu entwickeln und durchzuführen – ich in einen neuen Beruf […] hineinschauen konnte indem ich mich dort engagiert habe.
– Verantwortung zu übernehmen – ich Ideen mit reinbringen konnte
– mich zu trauen – ich die Umwelt schützen konnte und einfach daraus sehr viel gelernt habe.
– Geduld zu haben – wir etwas Sinnvolles gemacht haben
– besser mit anderen Menschen umzugehen“ – […] [ich] neue Stärken entdeckt habe.“

Neun Ergebnisse zur Wirkung des Service-Lernens – Zusammenfassung:

Das Schülerinnenfeedback zeigt für die befragten Gruppen, dass die Ziele im Service-Learning wieder gut erreicht wurden. Besonders auffällig bei der diesjährigen Schülerinnengruppe war ihre hohe „Schulmüdigkeit“.  Positiv ist hier hervorzuheben, dass 74%* der „schulmüden“ Schülerinnen angaben, dass ihnen LdE gut (46%*) oder sehr gut (28%*) gefallen hat. Auch sonst erzielte LdE unter den „schulmüden“ Schülerinnen ausgesprochen gute Ergebnisse (vgl. weiter unten unter Punkt 9.).

* Alle mit einem * gekennzeichneten Prozentzahlen beziehen sich auf die Anzahl der Schülerinnen, die auf die Frage geantwortet haben und nicht auf die Gesamtzahl der befragten Schülerinnen

  1. Jugendliche lernen gerne mit LdE
  2. Schülerinnen erleben eine hohe Selbstwirksamkeit im Rahmen von LdE
  3. Schülerinnen haben das Ownership über ihre Projekte
  4. Jugendliche übernehmen viel Verantwortung – und das gefällt ihnen
  5. Schülerinnen fühlen sich im LdE gut begleitet
  6. Hilfsbereitschaft, Verlässlichkeit, Empathie, Sicherheit bei der Übernahme neuer Rollen und in neuen Situationen, und Verantwortungsübernahme, dies so die Befragten, waren die größten Lerngewinne.
    Die Schülerinnen und Schüler schätzten ihre Lernzuwächse im LdE durchgehend positiv ein. Auf einer Skala von 1 bis 10 gaben sie im Median 7 Punkte an. Besonders große Lernfortschritte nahmen sie im Bereich der Hilfsbereitschaft und Empathie sowie in der Verantwortungsübernahme und Verlässlichkeit wahr. Eine deutliche Weiterentwicklung bemerkten sie bei der Fähigkeit sich eine Meinung zu bilden, Lösungen zu entwickeln und zu verhandeln. Nach eigener Einschätzung erwarben sie insbesondere neue Fähigkeiten darin „mit neuen Rollen und Situationen umzugehen“, durchzuhalten „auch wenn es holprig wird“, „Informationen einzuholen und Neues zu erkunden“ sowie ihre „Ideen und Projekte überzeugend zu präsentieren“.
  7. Lernen mit Sinn und Verantwortung macht Spaß!
    Die Jugendlichen nutzten vermehrt die Möglichkeit, sich zu den offenen Fragen zu äußern und das sehr viel häufiger positiv als negativ; aber es gab auch einige sehr spannende kritische Anmerkungen (mehr dazu weiter unten). Besonders positiv bewertet wurden die sinnstiftenden Aufgabenstellungen im LdE sowie die damit einhergehende Wertschätzung. Die große Freiheit und damit einhergehend Verantwortungsübernahme im Rahmen von LdE wurde immer wieder positiv hervorgehoben.
  8. Service-Learning erreicht auch viele „schulmüde“ Jugendliche.
  9. Service-Learning-Skeptiker fühlten sich oft nicht ernstgenommen und hatten Schwierigkeiten ihre Ideen und Interessen zu vertreten.
    Fünf Schülerinnen hat LdE gar nicht gut gefallen, 14 Schülerinnen hat LdE insgesamt nicht so gut gefallen. Sie fühlten sich sehr häufig mit ihren Vorschlägen zum Projekt nicht ernst genommen und gaben an, dass sie ihre Interessen und Ideen bei den erwachsenen Kooperationspartnerinnen nicht gut vertreten konnten. Besonders groß war die Herausforderung, mit neuen Rollen und Situationen im LdE umzugehen, die eigene Meinung zu vertreten, die Ideen und Projekte überzeugend zu präsentieren und gesellschaftliche Probleme zu erkennen. Für viele Schülerinnen war es vor allem schwierig, ein passendes Engagement zu finden.

Am Programm beteiligen sich aktuell 16 Stadtteilschulen, 10 Gymnasien und 5 Grundschulen. 13 Schulen liegen in Stadtteilen mit hoher sozialer und ökonomischer Benachteiligung. Hier die Kinder und Jugendlichen zu ermutigen, sich für sich selber und andere stark zu machen, ist ein besonderes Anliegen der BürgerStiftung Hamburg und der das Projekt unterstützenden Stiftungen.

In der aktuellen Projektlaufzeit 2025-2027 wollen die im Lenkungskreis versammelten Stiftungen das Schulprogramm [´You:sful] mit mehr personellen Ressourcen ausstatten.

Fünf weitere Schulen in Hamburg sollen die Möglichkeit erhalten, in das Programm LdE einzusteigen.

Als besonders wichtige Erweiterung ist der Einstieg in die erste Phase der Lehrerausbildung vorgesehen: LdE soll in das Studium angehender Lehrkräfte getragen werden, um diese Lehr- und Lernform schon früh in der Berufsbiografie zu verankern.